Es gibt nur wenige Friedhöfe auf Sri Lanka. Viele Gräber finden sich zwischen Häusern und Bäumen überall wo Menschen wohnen. Soweit ich es verstanden habe, können die Singhalesen überall, wo es ihnen angemessen erscheint, ihre Angehörigen beerdigen. So auch auf dem eigenen Grundstück.
Gelegentlich findet man an Gräbern langsam zerfallende Konstruktionen aus Palmblättern. Diese bisweilen sehr kunstvoll gefertigten Körbe unterschiedlichster Art haben verschiedene Aufgaben. Auf dem Bild oben wurde der Korb an eine Grab abgestellt. Hier liegt die Vermutung nahe, das Opfergaben in diesem Korb als Gabe an einen Verstorbenen gegeben wurden. Bei den Opfergaben handelt es sich i.d.R. um speziell für den Verstorbenen gekochte Speisen, Räucherwerk und kleine Geschenke. Der Grund dafür kann ein einfaches Gedenken sein.
Häufig jedoch werden solche Gaben geopfert, wenn ein Yakadura, ein Schamane, heraus gefunden hat, das die Seele eines Verstorbenen zurück gekehrt ist und für Probleme sorgt. Der Grund kann in einem abträglichen Verhalten und mangelnder Achtung der Nachfahren für den Verstorbenen sein. Etwa, wenn sie schlecht über ihn sprechen oder habgierig werden. Dann säen die Seelen der Verstorbenen gerne Streit in der Familie.
Anhaltender Streit, Streitsucht, Eifersucht und Habgier sind sehr zerstörerisch und durchaus ein Grund, einen Schamanen zu konsultieren. Ein singhalesischer Schamane hat dafür ein differenziertes Instrumentarium, darauf positiv einzuwirken. Neben besprochenen Amuletten und speziellen Aufgaben für die betroffenen Familienmitglieder kann er Opfergaben anordnen, die den Verstorbenen mit den Nachfahren wieder aussöhnen sollen.
Anders liegt der Fall im unten stehenden Bild:
Hier wurde ein Gabenkorb an einer Brücke, also einer Kreuzung von einer Straße mit einem Fluss, abgestellt. Kreuzungen sind typische Orte, um Dämonenfallen abzustellen:
Bei einer Dämonenaustreibung, einer Tovil (Devil Dance), wird ein besessener Client vom Schamanen von einem Dämon befreit. Der Schamane praktiziert in diesem umfangreichen Ritual den krank machenden Dämonen aus dem Klienten heraus. Unter anderem dadurch, das er den Dämon mit Geschenken und Opfergaben ködert. Ist der Dämon aus dem Clienten heraus gefahren und hat sich über die Gaben her gemacht, „entsorgt“ der Schamane den Korb samt Dämon an einer Straßenecke. Von dort aus kann der Dämon seinen Weg fortsetzen.
Auch in anderen indigenen Kulturen wird ein solches Vorgehen praktiziert. So gibt es etwa in Nordamerika die Tabakfalle. Dort trägt der Client einen Beutel mit Tabak so lange, bis der Dämon den Clienten verlässt und sich des Tabaks bemächtigt. Alsdann wird der Beutel entsorgt.